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北外硕士研究生入学考试复试——德语文学试题

北外硕士研究生入学考试复试——德语文学试题
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北京外国语大学2011年硕士研究生入学考试试题

招生专业:德语语言文学科目名称:德语文学

(考试时间2小时,满分100分,全部写在答题纸上,答在试题页上无效)Verfassen Sie bitte eine Interpretation zum folgenden Text (100 Punkte)

Nachts schlafen die Ratten doch

Das hohle Fenster in der vereinsamten Mauer g?hnte blaurot voll früher Abendsonne. Staubgew?lke flimmerten zwischen den steilgereckten Schornsteinresten. Die Schuttwüste d?ste.

Er hatte die Augen zu. Mit einmal wurde es noch dunkler. Er merkte, da? jemand gekommen war und nun vor ihm stand, dunkel, leise. Jetzt haben sie mich! Dachte er. Aber als er ein bi?chen blinzelte, sah er nur zwei etwas ?rmlich behoste Beine. Die standen ziemlich krumm vor ihm, da? er zwischen ihnen hindurchsehen konnte. Er riskierte ein kleines Geblinzel an den Hosenbeinen hoch und erkannte einen ?lteren Mann. Der hatte ein Messer und einen Korb in der Hand. Und etwas Erde an den Fingerspitzen.

Du schl?fst hier wohl, was? fragte der Mann und sah von oben auf das Haargestrüpp herunter. Jürgen blinzelte zwischen den Beinen des Mannes hindurch in die Sonne und sagte: Nein, ich schlafe nicht. Ich mu? hier aufpassen. Der Mann nickte: So, dafür hast du wohl den gro?en Stock da? Ja, antwortete Jürgen mutig und hielt den Stock fest.

Worauf pa?t du denn auf?

Das kann ich nicht sagen. Er hielt die H?nde fest um den Stock. Wohl auf Geld, was? Der Mann setzte den Korb ab und wischte das Messer an seinem Hosenboden hin und her.

Nein, auf Geld überhaupt nicht, sagte Jürgen ver?chtlich.

Auf ganz etwas anderes.

Na, was denn?

Ich kann es nicht sagen. Was anderes eben.

Na, denn nicht. Dann sage ich dir natürlich auch nicht, was ich hier im Korb habe. Der Mann stie? mit dem Fu? an den Korb und klappte das Messer zu.

Pah, kann mir denken, was in dem Korb ist, meinte Jürgen geringsch?tzig; Kaninchenfutter.

Donnerwetter, ja! sagte der Mann verwundert; bist ja ein fixer Kerl. Wie alt bist du denn?

Neun.

Oha, denk mal an, neun also. Dann wei?t du ja auch, wieviel drei mal neun sind, wie?

Klar, sagte Jürgen, und um Zeit zu gewinnen, sagte er noch: Das ist ja ganz leicht. Und er sah durch die Beine des Mannes hindurch. Dreimal neun, nicht? fragte er noch

mal, siebenundzwanzig. Das wu?te ich gleich.

Stimmt, sagte der Mann, und genau soviel Kaninchen habe ich.

Jürgen machte einen runden Mund: Siebenundzwanzig?

Du kannst sie sehen. Viele sind noch ganz jung. Willst du?

Ich kann doch nicht. Ich mu? doch aufpassen, sagte Jürgen unsicher.

Immerzu? fragte der mann, nachts auch?

Nachts auch. Immerzu. Immer. Jürgen sah an den krummen Beinen hoch. Seit Sonnabend schon, flüsterte er.

Aber gehst du denn gar nicht nach Hause? Du mu?t doch essen.

Jürgen hob einen Stein hoch. Da lag ein halbes Brot. Und eine Blechschachtel.

Dur rauchst? fragte der Mann, hast du denn eine Pfeife?

Jürgen fa?te seinen Stock fest an und sagte zaghaft: Ich drehe. Pfeife mag ich nicht.

Schade, der Mann bückte sich zu seinem Korb, die Kaninchen h?ttest du ruhig mal ansehen k?nnen. V or allem die Jungen. Vielleicht h?ttest du dir eines ausgesucht. Aber du kannst hier ja nicht weg.

Nein, sagte Jürgen traurig, nein nein.

Der Mann nahm den Korb hoch und richtete sich auf. Na ja, wenn du hierbleiben mu?t - schade. Und er drehte sich um. Wenn du mich nicht verr?tst, sagte Jürgen da schnell, es ist wegen der Ratten.

Die krummen Beine kamen einen Schritt zurück: Wegen der Ratten?

Ja, die essen doch von den Toten. V on Menschen. Da leben sie doch von.

Wer sagt das?

Unser Lehrer.

Und du pa?t nun auf die Ratten auf? fragte der Mann.

Auf die doch nicht! Und dann sagte er ganz leise. Mein Bruder, der liegt n?mlich da unten. Da. Jürgen zeigte mit dem Stock auf die zusammengesackten Mauern. Unser Haus kriegte eine Bombe. Mit einmal war das Licht weg im Keller. Und er auch. Wir haben noch gerufen. ER war viel kleiner als ich. Erst vier. Es mu? hier ja noch sein. Er ist doch viel kleiner als ich.

Der Mann sah von oben auf das Haargestrüpp. Aber dann sagte er pl?tzlich: Ja, hat euer Lehrer euch denn nicht gesagt da? die Ratten nachts schlafen?

Nein, flüsterte Jürgen und sah mit einmal ganz müde aus, das hat er nicht gesagt.

Na, sagte der mann, das ist aber ein Lehrer, wenn er das nicht mal wei?. Nachts schlafen die Ratten doch. Nachts kannst du ruhig nach Hause gehen. Nachts schlafen sie immer. Wenn es dunkel wird, schon.

Jürgen machte mit seinem Stock kleine Kuhlen in den Schutt. Lauter kleine Betten sind das, dachte er, alles kleine Betten. Da sagte der mann (und seine krummen Beine waren ganz unruhig dabei): Wei?t du was? Jetzt füttere ich schnell meine Kaninchen, und wenn es dunkel wird, hole ich dich ab. Vielleicht kann ich eins mitbringen. Ein kleines oder, was meinst du?

Jürgen machte kleine Kuhlen in den Schutt. Lauter kleine Kaninchen. Wei?e, graue, wei?graue. Ich wei? nicht, sagte er leise und sah auf die krummen Beine, wenn sie wirklich nachts schlafen.

Der Mann stieg über die Mauerreste weg auf die Stra?e. Natürlich, sagte er von

da, euer Lehrer soll einpacken, wenn er das nicht mal wei?.

Da stand Jürgen auf und fragte: Wenn ich eins kriegen kann? Ein wei?es vielleicht?

Ich will mal versuchen, rief der Mann schon im Weggehen, aber du mu?t hier so lange warten. Ich gehe dann mit dir nach Hause, wei?t du? Ich mu? deinem Vater doch sagen, wie so ein Kaninchenstall gebaut wird. Denn das mü?t ihr ja wissen.

Ja, rief Jürgen, ich warte. Ich mu? ja noch aufpassen, bis es dunkel wird. Ich warte bestimmt. Und er rief: Wir haben auch noch Bretter zu Hause Kistenbretter, rief er.

Aber das h?rte der Mann schon nicht mehr. Er lief mit seinen krummen Beinen auf die Sonne zu. Die war schon rot vom Abend und Jürgen konnte sehen, wie sie durch die Beine hindurchschien, so krumm waren sie. Und der Korb schwankte aufgeregt hin und her. Kaninchenfutter war da drin. Grünes Kaninchenfutter, das war etwas grau vom Schutt.

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